Biografische Angaben zu Katharina van Bronswijk
Katharina van Bronswijk ist als Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) in eigener Praxis tätig. Seit 2009 ist sie im Klimaschutz aktiv. 2019 baute sie die Psychologists/Psychotherapists for Future e.V. mit auf und ist eine der Sprecher:innen der Bewegung. Darüber hinaus forscht sie zu Klimatrauer, ist Autorin und Dozentin zu den Zusammenhängen zwischen den sozial-ökologischen Problemen und der menschlichen Psyche. 2022 erschien ihr Buch „Klima im Kopf: Angst, Wut, Hoffnung: Was die ökologische Krise mit uns macht”.
1. Frau van Bronswijk, viele Menschen fühlen sich angesichts der Klimakrise ohnmächtig oder gelähmt – wie kann es gelingen, in diesem Gefühl der Überforderung wieder handlungsfähig zu werden?
Da kann ich leider nur typisch psychologisch darauf antworten. Wir sagen nämlich häufig: Das kommt darauf an. Und auch hier kommt es sehr darauf an, was die individuellen Hürden zum Handeln sind oder wo die Überforderung herkommt. Ganz grundsätzlich würde ich sagen, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft sich einfach für die Lösung globaler Krisen nicht zuständig fühlen, auch weil wir nicht lernen, wie wir Gesellschaft (mit-)gestalten können. Wir haben kein Schulfach „demokratische Teilhabe“ oder „Bürgertum“. Da würde man vielleicht lernen, wie man in Bürgersprechstunden mit Politiker*innen spricht, wie man sich gewerkschaftlich engagiert oder eine Petition an den Bundestag schreibt. Wie man Gesellschaft gestaltet lernen Menschen heute, wenn überhaupt, in Ihrer Freizeit. Das heißt, im Engagement in der Gewerkschaft oder beim THW, als Fußballtrainer*in oder im Sanitätsdienst. Einige haben das auch als Teil der For Future Bewegung erlebt. Und genau solche Wirksamkeitserlebnisse brauchen wir, damit wir gegen die Ohnmacht ankommen. Das heißt, ich würde sagen, das Wichtigste, wenn man sich ohnmächtig fühlt, ist, aus der Verdrängung raus ins Handeln zu kommen. Überlegen Sie sich also, was Sie gut können und zu welchem Thema Sie diese Fähigkeiten, Kompetenzen und dieses Wissen wo am besten einbringen können.
2. Im Buch Unlearn CO2 geht es darum, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen – was sollten wir Ihrer Meinung nach besonders „verlernen“, um als Individuum oder auch als Gruppe wirksam ins Handeln zu kommen?
3. Sie sprechen oft davon, wie wichtig es ist, sich nicht von schlechten Nachrichten entmutigen zu lassen. Was hilft konkret dabei, hoffnungsvoll und engagiert zu bleiben – gerade auch im Alltag von Menschen, die nicht hauptberuflich im Klimaschutz tätig sind?
Ich finde, es ist essentiell, sich nicht nur mit den potentiellen Katastrophen und allem was nicht ausreicht oder schlecht läuft zu beschäftigen. Wir brauchen auch ein möglichst attraktives Ziel und die Zuversicht, dass wir etwas dazu beitragen können, dass das erreicht werden kann. Dafür müssen wir wissen, was schon vorangeht, wo man noch mit anpacken kann und was alles gut werden kann. Dazu lohnt es sich, sich neben den allgemeinen Nachrichten auch zu positiven Nachrichten zu informieren, sich Podcasts anzuhören, die sich mit Lösungen beschäftigen oder Medien zu lesen, die Erfolgsgeschichten erzählen. Zusätzlich ist es auch wichtig, sich zu fragen – was ist der Ort an dem ich am besten zu diesen Fortschritten beitragen kann? Wo sind aber auch meine Grenzen und wo muss ich darauf vertrauen, dass andere Menschen ihren Teil beitragen? Denn der Erhalt unserer Lebensgrundlagen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, wir müssen dafür sorgen, dass wir uns daran nicht aufreiben und überarbeiten.
Bildnachweis: shisuka
Klima kann jede:r! – Der HAZ-Klimatalk zum Mitmachen
Katharina van Bronswijk kommt am Donnerstag, 28. August 2025 zum 7. HAZ-Klimatalk nach Hannover. Schauen Sie vorbei!