Wärmepumpenheizungen entziehen der Außenluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser die dort gespeicherte Sonnen- bzw. Umweltenergie und nutzen sie fürs Heizen und die Warmwasserversorgung. Diese Umweltenergie können wir zur Wärmegewinnung nutzbar machen. Unter guten Bedingungen können wir mit einer Wärmepumpe aus 25 kWh Strom mehr als 75 kWh Wärme erzeugen. Je höher der Anteil der Umweltwärme ist, desto geringer ist der Strombedarf und desto wirtschaftlicher kann eine Wärmepumpe betrieben werden, da die Umweltwärme kostenlos zur Verfügung steht. Das Verhältnis von nutzbarer Wärmeenergie zu eingesetztem Strom wird als Jahresarbeitszahl bezeichnet. Je höher diese ist, desto effizienter arbeitet eine Wärmepumpe.
1. Vorlauf- und Rücklauftemperaturen sind ein entscheidender Kostenfaktor
Was zunächst technisch schwierig klingt, ist eigentlich ganz einfach. Wichtig für Sie zunächst: Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, auf die das Heizwasser bzw. Warmwasser erhitzt werden soll. Die im Heizungswasser enthaltene Wärme wird dann über die Heizkörper an die Raumluft (Konvektionswärme) und direkt an die Oberflächen der Möbel und der Wände (Strahlungswärme) abgegeben. Danach hat das Heizungswasser seine Rücklauftemperatur erreicht und wird von der Wärmepumpe wieder auf die eingestellte Vorlauftemperatur erwärmt.
Das Problem: Sind die Vorlauftemperaturen höher als nötig, hat das unnötig hohe Energiekosten zur Folge. So konnte in einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE die Verbindung zwischen Wärmepumpeneffizienz und Wunschtemperaturniveau im Heizkreis klar nachgewiesen werden. Möglichst niedrige Vorlauftemperaturen sind für den Wirkungsgrad einer Wärmepumpe also besonders wichtig. Die erforderliche Vorlauftemperatur hängt vom Dämmstandard und der Größe der Heizflächen im Gebäude ab. Je besser der Dämmstandard und je größer die Heizkörper, desto geringer ist die erforderliche Vorlauftemperatur. Dies erfolgt unter der Vorgabe, dass Raumtemperaturen von ca. 20 °C erreicht werden.
2. Sparen leicht gemacht: die Heizkennlinie individuell selbst festlegen
Aber wie lässt sich die Vorlauftemperatur senken? Letztlich ist es ganz einfach. Unabhängig davon, welche Art der Zentralheizung Sie haben, können Sie Ihre Vorlauftemperatur reduzieren und damit Energie und Geld sparen. Hausbesitzende mit modernen Wärmepumpen, die die Rücklauftemperatur in die Regelung der Vorlauftemperatur miteinbeziehen, haben es besonders leicht. Denn diese Wärmepumpen optimieren sich im Laufe der Zeit automatisch für das jeweilige Haus. Ob und wie das geht, können Sie der Betriebsanleitung entnehmen. Sollte diese Funktion fehlen, ist es trotzdem kein Problem, die Wärmepumpe zu optimieren. Ein paar technische Grundlagen dazu sollten Sie vorab wissen.
Auf die Höhe der benötigten Vorlauftemperatur nehmen viele Faktoren Einfluss. Dazu zählen z. B. die Größe der Heizkörper und die Dämmung des Hauses. Ein weiterer Faktor ist natürlich die Außentemperatur. Wird eine bestimmte Außentemperatur unterschritten und von der Wärmepumpe gemessen, beginnt das System zu heizen. Hier spricht man von der Heizgrenztemperatur, die objektabhängig variiert.
Die benötigte Vorlauftemperatur berechnet das System dann mithilfe der Heizkennlinie oder Heizkurve. Diese beschreibt das Verhältnis zwischen Vorlauf- und Außentemperatur. Für einen möglichst effizienten Betrieb können Sie als Hausbesitzerin oder Hausbesitzer die Heizkennlinie für Ihr Eigenheim individuell selbst einstellen. Die Standardeinstellungen sind oft zu vorsichtig, sodass zu hohe VL-Temperaturen gefahren werden können. Die Heizkurve wäre dann zu steil eingestellt.
Dabei gilt: Je steiler die Heizkennlinie ausfällt, desto höher die Vorlauftemperatur bei abnehmenden Außentemperaturen. Steile Heizkennlinien sind typisch für schlecht gedämmte Gebäude, da Sie hier besonders hohe Wärmeverluste übers Heizen ausgleichen müssen. Je nach Wärmeschutzniveau können Sie über die Neueinstellung oft zwischen 5 und 20 Prozent einsparen.
3. In wenigen Schritten die Heizkennlinie individuell selbst festlegen
Alles, was Sie als Hausbesitzerin oder Hausbesitzer benötigen, sind Zettel und Stift, die Betriebsanleitung der Wärmepumpe sowie einen Entlüftungsschlüssel, ein Tuch und einen Becher. Gestartet wird am besten an einem Tag mit milden Außentemperaturen von etwa 10 °C.
Im Vorfeld sollten Sie alle vorliegenden Anleitungen zu Betrieb, Service und Montage lesen, um sich mit der eigenen Wärmepumpe vertraut zu machen.
Schritt 1
4. Heizung entlüften
Im nächsten Schritt wird die eventuell in den Heizkörpern enthaltene Luft entfernt. Dies geschieht mit einem Entlüftungsschlüssel, mit dem Sie die Ventile ein Stück weit aufdrehen. Darunter sollten Sie einen Becher halten, um das Heizwasser aufzufangen. Dabei ist zu beachten, dass das heraussprühende Heizwasser heiß und dreckig ist. Ein Tuch ist hier hilfreich. Kommt nur noch Heizwasser aus dem Ventil, verschließen Sie es wieder. Diesen Vorgang nehmen Sie an allen Heizkörpern vor. Nach dem vollständigen Entweichen der Luft aus allen Heizkörpern sollten Sie Füllstand und Druck erneut kontrollieren und bei Bedarf Wasser nachfüllen. Hat nicht jeder Heizkörper ein Ventil, sollten Sie einen Tag warten und alle Heizkörper mit Ventil erneut entlüften.
Nun gilt es, die Leistung der Heizungspumpe zu verringern, damit das Heizwasser länger in den Heizkörpern verbleibt. Vorher sollten Sie jedoch den eingestellten Wert notieren. Ist diese Funktion nicht vorhanden, dann handelt es sich wahrscheinlich um ein sehr altes und ineffizientes Modell, das Sie austauschen sollten.
Wenn es mittlerweile im Haus zu warm geworden ist, dann liegt das an einer zu hoch eingestellten Vorlauftemperatur; das Niveau der Heizkennlinie ist also zu hoch und Sie sollten es absenken. Ist es hingegen zu kalt geworden, erhöhen Sie die Heizkennlinie einfach. Details finden Sie in der jeweiligen Betriebsanleitung.

5. Die richtige Temperatur finden
Das Senken und Erhöhen der Heizkennlinie sollten Sie so lange fortsetzen, bis die individuell gewünschte Raumtemperatur erreicht ist. Bei diesem Prozedere ist etwas Geduld gefragt, da Gebäude „träge” reagieren. Es kann also ein paar Tage dauern. Ist die passende Vorlauftemperatur zur Außentemperatur gefunden, notieren Sie diese bitte. Jetzt heißt es warten, bis es draußen wieder kühler wird. Die Nachtabsenkung aktivieren Sie bis dahin wieder.
Wenn es draußen richtig kalt ist, passen Sie die Heizkennlinie wie oben beschrieben ein zweites Mal an. Wird es bei sinkenden Außentemperaturen zu warm im Gebäude, ist die Heizkennlinie zu steil, und Sie sollten sie flacher einstellen. Wird es jedoch zu kühl, ist die Heizkennlinie zu flach, und Sie sollten sie steiler einstellen. Auch hier sind wieder etwas Zeit und Geduld gefragt. Arbeiten Sie so lange an den Einstellungen, bis es für Sie individuell passt. Es kann zudem auch notwendig sein, die Heizkennlinie nachzujustieren, wenn es wieder wärmer wird.
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